GEDULD. Ein Tag im Zentrum von Ubud.

Die kleine Reparatur im Schlafzimmer war schnell erledigt – die beiden Nachtischlampen hatten beschlossen, ihren Dienst zu quittieren. Doch das eigentliche Abenteuer begann mit der Ankunft unseres Rollers. Ganz unkompliziert wurde er geliefert – kein Ausweis, kein Pfand, nicht mal ein argwöhnischer Blick. Nur ein kleines A5-Formular wurde ausgefüllt, und zack, schon waren wir stolze Besitzer eines Rollers. Bürokratie auf balinesisch: charmant lässig.

Zum Glück hatte ich zuvor in Basel einen kleinen Einführungskurs von einer lieben Freundin erhalten. Denn dieses Wissen zahlt sich jetzt richtig aus. Ich bringe Stefan die genauen Abläufe und Tipps bei. Nach kurzer Zeit sind die Grundlagen schnell gelernt. Gut, wir üben ein paar Mal auf der ruhigen Quartierstraße – Sicherheit geht vor! Und dann? Dann knurren unsere Mägen lauter als der Roller. Frühstückszeit!

Drei erfolgreiche Kilometer später mit Linksverkehr, parken wir stilvoll vorm Café, setzen uns stolz hin und gönnen uns Omelettes und Sandwiches. Während wir kauen, planen wir den Tag. Okay, halber Tag – der Vormittag ist irgendwie verschwunden. Große Ausflüge? Nein danke, heute wird gemütlich organisiert. Wir bleiben bis nächsten Donnerstag im Haus bei Ubud – genug Zeit für eine entspannte Themenplanung.

Nach abgeschlossener Planung schlendern wir von Laden zu Laden, plaudern über die faszinierenden balinesischen Gepflogenheiten. Vor jeder Haustüre und jeder Stufe entdecken wir kleine Bambusschälchen mit Opfergaben: Blüten, Reis, Räucherstäbchen, vielleicht Sojasauce – oder was auch immer diese mysteriöse dunkle Flüssigkeit ist. Der Gehweg ist eher leer, abgesehen von den Touristen. Die Einheimischen scheinen sich heute eine andere Ecke der Insel ausgesucht zu haben. Auf der Straße herrscht Chaos à la Bali: Roller an Roller, ab und zu ein Auto, und an den Straßenseiten auf dem schmalem Gehweg wir – zu Fuß.

Die Einkaufsstraße bietet alles, was das Herz (und der Koffer) begehrt: Schmuck, Kleider, handgefertigte Dekorationen, Spas, geflochtene Taschen… Ich verliere mich kurz im Glitzer der Schmuckvitrinen – handlich, hübsch und vor allem nicht sperrig.

Irgendwann brauchen wir eine Pause und setzen uns in ein Café im ersten Stock. Der lange Stehtisch mit Blick auf die Straße wird zu unserer Kommandozentrale. Zwischen lustigen Beobachtungen auf der Straße und gelegentlichem Kichern feilen wir am Plan für die kommenden Tage. Eine Stunde später steht unser Programm und wir rollen wieder los – diesmal in Richtung Spazierweg.

Der Spazierweg führt zunächst durch einen kleinen Dschungel – dichtes Grün, hohe Pflanzen, und das Rascheln von Blättern begleitet jeden Schritt. Wir begegnen einigen anderen Touristen, die anscheinend das gleiche Ziel haben. Ab und zu blitzt ein Reisfeld hervor, aber das große Wow bleibt zunächst aus. Doch dann, am Ende des „offiziellen“ Spazierwegs, kehren die meisten um – und genau da fängt es für uns erst richtig an.
Wir laufen weiter und die Atmosphäre verändert sich: Der Weg führt leicht bergauf, ein frischer Wind streicht über die Anhöhe und raschelt durch die Palmen. Es wird ruhiger, friedlicher – fast schon meditativ. Links und rechts breiten sich Reisfelder aus, und die Geräuschkulisse des Zentrums ist nur noch eine ferne Erinnerung. Die Stimmung ist gelassen, fast magisch – das ist der Moment, in dem sich der Spaziergang in einen kleinen Traum verwandelt.

An einem kleinen Warung mit Aussicht über die Reisfelder machen wir eine kleine Pause. Endlich komme ich zu einer lang ersehnten Kokosnuss als Erfrischungsgetränk. Schon seit Tagen versuche ich eine zu bestellen, doch sie sind immer ausverkauft. Heute nicht! Die Kokosnuss ist kühl und leicht süßlich. Fleißig schlürfe ich sie aus, um im Anschluss das Fleisch mit einem Löffel auskratzen zu können. Herrlich!

Bevor es dunkel wird, treten wir den Rückweg an. Es besteht auch keine Eile und wir genießen die letzten Sonnenstrahlen.
Nach einer Stärkung im quirligen Zentrum von Ubud ist der Tag auch zu Ende, und wir fahren durch die Nachtszene von Ubud zurück zur Bleibe.

Iasmin Böhringer // 5.04.2025

Ort - Ubud | Unterkunft - Less House | Kaffee - Suka Esspresso | Kaffee - … | Warung - … | Massage - …

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ERFRISCHEND. Ein Tag mit Wasserfällen.

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KONTRASTE. Von Croissant bis Kaffeebohnen-Kot.